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Optionsscheine einfach erklärt

Du möchtest verstehen was Optionsscheine sind und wie sie funktionieren? Du denkst vielleicht sogar darüber nach Optionsscheine zu kaufen? Dann ist es gut, dass du dich im Vorhinein informierst.
Optionsscheine sind komplizierte Finanzprodukte und werden daher von den meisten Leute nicht richtig verstanden. Das wollen wir ändern. Wir zerlegen dieses Thema daher für dich in seine Bestandteile und erklären es so einfach wie möglich!
Was sind Optionsscheine?
Erklärung im Video: Wie funktionieren Optionsscheine? (8:49 Min)
Ein Optionsschein ist eine verbriefte Option, also eine Option in Form eines Wertpapiers.
Was ist eine Option?
Eine Option ist das Recht, eine bestimmte Sache (Basiswert) zu einem späteren Zeitpunkt zu einem vereinbarten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Eine Option ist demnach kein eigenständiger Wert, wie eine Aktie oder Immobilie, sondern ein Recht.
Vergleich Aktien und Optionen
Aktien:
Ich besitze einen Anteil am Unternehmen und werde daher am Gewinn des Unternehmens beteiligt.
Option:
Ich habe das Recht die Aktie XY (Basiswert) am 31.12.2019 (Zeitpunkt) für 30,89€ (vereinbarter Preis) zu kaufen.
Was ist ein Wertpapier?
Ein Wertpapier ist eine Urkunde, die einen Vermögenswert verbrieft. Wertpapiere besitzen eine eindeutige Wertpapierkennnummer (kurz: WKN) und können über Wertpapierbörsen gehandelt werden.
Optionsscheine sind Wertpapiere. Sie werden von einem Emittenten (immer einer Bank) ausgegeben und können über eine Börse gehandelt werden. Der Kauf und Verkauf eines Optionsscheins ist mit dem Emittenten oder direkt an der Börse möglich.
Verlustrisiko von Optionsscheinen
Optionsschein:
Optionsscheine sind riskante Anlageprodukte. Der größtmögliche Verlust ist der Totalverlust des eingesetzten Geldes.
Optionen:
Optionsscheine sind jedoch nicht mit reinen Optionen zu verwechseln. Bei reinen Optionen ist es über den Totalverlust hinaus auch möglich Schulden zu machen.
Merkmale von Optionsscheinen
Schauen wir uns nun die einzelnen Merkmale eines Optionsscheines etwas genauer an.
Der Käufer von Optionsscheinen kann:
- einen bestimmten Basiswert (z.B. Aktie, Index, Rohstoff)
- in einer festgelegten Menge (Bezugsverhältnis)
- zu einem festgelegten Preis (Basispreis)
- an einem bestimmten Zeitpunkt (Fälligkeit)
- kaufen (Call) oder
- verkaufen (Put).
Im Folgenden schauen wir uns die einzelnen Merkmale von Optionsscheinen anhand eines Beispiels (siehe Bild mit den Stammdaten) im Detail an.

Stammdaten eines Optionsscheins (Comdirect)
Basiswert
Da es sich bei einem Optionsschein um ein Derivat handelt, bezieht sich der Wert des Optionsschein auf einen Basiswert (englisch: Underlying). Der Basiswert ist also die Bezugsgröße des Optionsscheines.
Beispiele für einen üblichen Basiswert von Optionsscheinen sind: Aktien, Indizes und Rohstoffe.

Der Basiswert in unserem Beispiel ist der „DAX Performance Index„. Der DAX (Deutsche Aktienindex) ist der bedeutendste deutsche Aktienindex. Er misst die Wertentwicklung der 30 größten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes.
In einem Performance-Index werden, anders als im Kurs-Index, die Dividenden mit einbezogen. Der DAX wird üblicherweise als Performance Index dargestellt.
Bezugsverhältnis
Das Bezugsverhältnis bei Optionsscheinen gibt die Anzahl der Optionsscheine an, die für den Kauf einer Einheit des Basiswertes benötigt werden. Das Gegenteil des Bezugsverhältnisses ist die sogenannte Ratio.

Das Bezugsverhältnis in unserem Beispiel beträgt 100:1. Bei einem Bezugsverhältnis von 100:1 benötigt der Anleger einhundert Optionsscheine, um sein Optionsrecht wahrnehmen zu können und einen Basiswert kaufen zu können.
Basispreis (Strike)
Der Basispreis, auch Strike genannt, ist der von Beginn an festgelegte Preis, zu dem der Käufer eines Optionsscheins den Basiswert kaufen oder veräußern kann. Je höher der Basispreis, desto niedriger (Call) bzw. desto teuerer (Put) ist der Optionsschein-Preis.

Der Basispreis in unserem Beispiel liegt bei 10.200€.
Wenn der Kurs des DAX Performance Index über 10.200€ liegt, macht der Anleger einen Gewinn. Der Anleger ist „im Geld„. Liegt der Kurs am Ende der Fälligkeit unter 10.200€ ist der Anleger „aus dem Geld„.
Fälligkeit
Unter Fälligkeit versteht man das letztmögliche Datum, zu welchem ein Optionsschein ausgeübt werden kann.

Die Fälligkeit in unserem Beispiel ist am 19.12.2018. Der letzte Tag, an dem der Optionsschein gehandelt werden kann, ist der 18.12.2018.
Call-Option
Es gibt zwei Typen von Optionsscheinen: Call und Put. Bei der Call-Option hat man das Recht den Basiswert zum Basispreis zu kaufen. Man setzt also auf steigende Kurse.

In unserem Beispiel handelt es sich um eine Call-Option. Man erzielt also einen Gewinn, wenn der Kurs des Basiswert über dem Basispreis liegt.
Put-Option
Das Gegenteil der Call-Option ist die Put-Option. Bei einem Put-Optionsschein setzt man auf fallende Kurse, da man das Recht hat den Basiswert zum Basispreis zu verkaufen.
Preis von Optionsscheinen berechnen
Der Wert eines Optionsscheines setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen:
Preis eines Optionsscheins = Innerer Wert + Zeitwert
Innerer Wert
Der innere Wert eines Call-Optionsscheins ist die Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswertes und dem Basispreis. Der innere Wert lässt sich zu jedem Zeitpunkt eindeutig mit geringem Aufwand berechnen.
Innerer Wert (Call) = (Basiswert – Basispreis) / Bezugsverhältnis
Innerer Wert (Put) = (Basispreis – Basiswert) / Bezugsverhältnis
Der innere Wert kann immer nur positiv sein oder den Wert 0 annehmen. Dies liegt daran, dass der Besitzer eines Optionsscheins nur das Recht, aber nicht die Pflicht besitzt, zu einem bestimmten Kurs zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put).

In unserem Beispiel sind die folgenden Daten gegeben:
- Kurs des Basiswert = 12.352,32 €
- Basispreis = 10.200,00 €
- Bezugsverhältnis = 100:1
Da es sich um einen Call-Optionsschein handelt verwenden wir die Formel für den inneren Wert (Call).
Innerer Wert = (12.352,32 € – 10.200,00 €) / 100 = 21,52 €
Zeitwert
Der Zeitwert ist eine Art Chancen-Prämie. Der Zeitwert bewertet die Chance, dass der Optionsschein bis zum Ende der Laufzeit einen (noch höheren) inneren Wert erreicht.

Optionsscheinkurs – Preis von Optionsscheinen (Quelle: smarttrading.de)
Kennzahlen für Optionsscheine – Die Griechen
Für die Analyse und Bewertung von Optionsscheinen gibt es eine Reihe von Kennzahlen. Diese sind nach griechischen Buchstaben benannt und werden daher „Die Griechen“ genannt.
Delta
Das Delta zählt zu den wichtigsten Kennzahlen beim Handel mit Optionsscheinen. Das Delta ist eine Kennzahl, die angibt um wie viel sich der Preis des Optionsscheins ändert, wenn der Basiswert steigt oder fällt.
Erklärung im Video: Was ist Delta? (2:50 Min)
Vega
Die Kennzahl Vega misst die Volatilität und somit die Schwankung des Optionsscheins.
Erklärung im Video: Was ist Vega? (3:29 Min)
Theta
Die Kennzahl Theta gibt den Wert an, den der Zeitwert pro Tag verliert.
Erklärung im Video: Was ist Theta? (2:08 Min)
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